Aufgabe der städtischen Trägerschaft des Kunstmuseums in der Alten Post

Aufgabe der städtischen Trägerschaft des Kunstmuseums in der Alten Post

Ergebnis -20 Punkte
Entscheidung: 
Vom Rat abgelehnt.
Vorschlagsnummer: 
121
Kennzeichnung: 
Vorschlag der Verwaltung

In den nächsten Jahren soll der finanzielle Zuschuss der Stadt zum Betrieb des Kunstmuseums sukzessive zurückgefahren werden und interessierte Dritte aus der Bürgerschaft und Wirtschaft sollen als Partner, Projektsponsoren oder Gönner gewonnen werden. Hierzu wird es notwendig sein, dass langfristige Partnerschaften aufgebaut werden, damit das Kunstmuseum in der Alten Post mit seiner bedeutenden Sammlung und seinem lebendigen Ausstellungsprogramm auch künftig ein Anziehungs- und Treffpunkt für viele Menschen und breite Bevölkerungsgruppen bleibt.

Lang ist die Tradition der Hilfe von Mäzenen und Stiftern, Dank derer in Mülheim an der Ruhr Kunst und deren Vermittlung blühen. Auf dieser Tradition des privaten und öffentlichen Engagements soll aufgebaut werden.

Mit der Aufgabe der städtischen Trägerschaft des Kunstmuseums in der Alten Post können 1 Mio. Euro eingespart werden.

Ergänzende Stellungnahme der Verwaltung vom 15. März 2010:

Es ist zutreffend, dass für den Um- und Ausbau der Alten Post zu musealen Zwecken in den Jahren 1991 bis 1994 zweckgebundene Städtebauförderungsmittel vom Land gewährt worden sind. Für das Bauvorhaben sind Landesmittel in Höhe von 4,8 Mio. DM = 2.454.000 Euro gewährt worden. Die Gewährung wurde mit Bewilligungsbescheid vom 11. Dezember 1989 mit einer Zweckbindungsfrist von 25 Jahre versehen.

Die Wiedereröffnung des Kunstmuseums nach erfolgtem Um- und Ausbau fand im August 1994 statt. Im Falle der vollständigen Aufgabe des Museumsbetriebs wären somit die gewährten Landesmittel zzgl. Verzinsung für die nicht erfüllten Nutzungsjahre zeitproportional zurückzuzahlen.

Aus diesem Grunde kann eine Schließung des Kunstmuseum als Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung nicht in Betracht kommen, sondern mit der vorgeschlagenen Konsolidierungsmaßnahme wird die Aufgabe der Trägerschaft und der Weiterbetrieb durch einen derzeit noch unbekannten Dritten beabsichtigt.

Ergänzende Stellungnahme der Verwaltung vom 29. März 2010: 

Es ist zutreffend, dass für den Um- und Ausbau der "Alten Post" zu musealen Zwecken in den Jahren 1991 bis 1994 Städtebauförderungsmittel in Höhe von 4,8 Mio. DM = 2.454.000 Euro vom Land gewährt worden sind. Die Gewährung der Förderung wurde mit einer Zweckbindungsfrist von 25 Jahren versehen - für eine öffentliche Nutzung, beginnend ab 1995.

Mit der vorgeschlagenen Konsolidierungsmaßnahme wird die Aufgabe der Trägerschaft und der Weiterbetrieb durch einen Dritten beabsichtigt. Bei fortgesetzter öffentlicher Nutzung des Gebäudes ist eine Rückförderung der Städtebauförderungsmittel nicht möglich.

Einspar- oder Einnahmesumme im Jahr 2013: 
1.000.000 Euro
Einspar- oder Einnahmesumme im Jahr 2013 laut Haushaltsbeschluss: 
0 Euro

Privatisierung bzw. Schließung des Kunstmuseums

Seit Jahren werden Streichungen im Kulturbereich unserer Stadt vorgenommen, unter anderem auch im Etat des Kunstmuseums Alte Post. Wenn jetzt die Verwaltung vorschlägt, nach Gönnern und Sponsoren Ausschau zu halten, die die Fortsetzung einer gut funktionierenden Museumsarbeit sichert, kann man voraussetzen, sollte man diesen Vorschlag tatsächlich ernsthaft verfolgen, daß seitens der Stadt schon Aktivitäten erfolgt sind, die derartige Planungen rechtfertigen. Nach diesen Plänen wird schon ab 2012  wegen drastischer Einsparungen das Museum handlungsunfähig sein, bevor es dann 2013 geschlossen wird, sollten sich keine Gönner finden, die €1.000.000.-- übernehmen. In diesem Fall würde sich die teilweise Trostlosigkeit unserer Innenstadt auch kulturell fortsetzen. Geschäftlich haben sich in den vergangenen Jahrzehnten schon viele Mülheimer Bürger abgewandt. Sollten sich die Pläne der Stadt verwirklichen, werden  auch die kulturell Interessierten zwangsläufig der Stadt den Rücken kehren. Die Bedeutung des hervorragenden Kunstbestandes unseres Museums mit seinen vielbeachteten Sammlungen sollte der Stadt unverzichtbar sein. Der Verwaltung scheint dem großen Engagement der Mülheimer Künstlerinnen und Künstler, dem ehrenamtlichen Wirken des Förderkreises des Museums mit seinen Schenkungen und den kulturellen Angeboten des Mülheimer Kunstvereins in enger Verbindung mit dem Museum wenig Bedeutung beizumessen. Man kann hier nur auf ein rasches Umdenken und Besinnen hoffen, um die 100-jährige Geschichte des Museums und seine Sammlungen nicht zu gefährden.

Aufgabe längst überfällig

So gerne ich selbst Kunst mag: Wenn die städtischen Trägerschaft des Kunstmuseums in der Alten Post die Stadt 1 Mio. Euro kostet, dann spricht es wohl Bände, wie wenig Besucher sich dorthin verirren. Ich rate mal: nicht mehr als 2.000, die auch zahlen. Dann wird jeder Besucher mit 500 Euro subventioniert. Egal, was es dort zu sehen gibt. Das ist der totale Wahnsinn und nur tragbar, wenn man sich goldene Bürgersteige leisten kann. Geht aber nicht und ging in Wahrheit auch nie.

Kunstmuseum Alte Post

Kunst soll der bezahlen, der sie mag.

Es kann nicht sein, dass alle Bürger für dieses Museum bezahlen sollen, wo doch nur ca. 10 % der Bevölkerung der Stadt dieses Museum würdigen?

In den vergangenen 3 Jahren war ich mehrmals in diesem Museum und habe mir sehr schöne Bilder und Grafiken mit meiner Frau angeschaut.

Aber wir waren immer nur mit wenigen Besuchern im Haus.

Also wenn der Bürger mit den Füßen abstimmt, dann muss die Verwaltung tatsächlich handeln.

Es wäre schön, wenn ein oder mehrere Mäzene oder Sponsoren sich finden, wenn nicht können doch die Befürworter die Trägerschaft und die Finanzierung übernehmen.

 

Kunstmuseum

An den Haushaltsforen am 26. Feb. und 1. März habe ich teilgenommen und mit erschrecken erkannt, dass der Gesamtetat des Museums ohne durchdachte und  realistische Alternative in Frage gestellt wird. De facto eine vom Verwaltungsvorstand beschlossene Schließung. So werden keine Förderer für die Kunst in Mülheim gewonnen, sondern die bisherigen vor den Kopf gestossen und abgewiesen.
Diese Maßnahme heißt, keine Ausstellungen mehr für Mülheim, keine Kunstsammlung (von international bedeutenden bis zu in Mülheim wirkenden Künstlern) und damit kein Gedächtnis für die Kunst in Mülheim und als drittes, keine Malschule als Ort für die Verknüpfung von Museum, Künstler und Schule.

Die Museumsbesucher können in andere Städte gehen (Was trägt dann Mülheim dazu bei dort Kunst zu ermöglichen?), aber Kinder und Jugendliche werden kaum diese Wege nehmen, um durch Kurse und Vorträge künstlerisches Arbeiten erfahren zu können.
Die in Mülheim mit großem Zuspruch laufende Jahresausstellung hiesiger Künstler wird sich nicht in anderen Museen finden lassen.
Die Kunst, und Künstler in Mülheim werden heimatlos sein.

Ich gebe meinen vorherigen Kommentatoren recht, ja Kunst ist selten ein Medium um Massen zu gewinnen. Sie fordert die Bereitschaft zur Auseinandersetzung und zur in Frage Stellung des eigenen Blickwinkels. Sie ist dadurch ein Medium für diejenigen, die gerne Neues erkunden und sich dem unbekannten und irritierenden stellen. Genau hier liegt die Qualität der Kunst. Hier liegt ihr Wert, neben dem Theater und anderen künstlerischen Äusserungen des Menschen. Kein Massenphänomen wie Fußball (der mich auch begeistern kann) oder Event, das durch reiche Illumination und spektakuläre Erscheinung viele beeindruckt.
Mit dem Museum ginge ein Ort für die Erkundung der Welt und des Geistes verloren.
Alle die diese menschliche "Grundlagenforschung" als Künstler betreiben, sich für sie interessieren oder aber auch durch gute pädagogische Arbeit dafür zu gewinnen wären sind damit in Mülheim heimatlos.

Alexander Voß (seit 50 Jahren Bürger der Stadt, Bildender Künstler, Vater von drei Kindern und Vorstandsvorsitzender des Kunsthaus Mülheim e.V.)

Ein falsches Verständnis

Das Mülheimer Kunstmuseum als ein Elite-Angebot zu verstehen, übersieht die vielen Angebote des Museums neben den Ausstellungen, die durch bzw. über das Museum der Mülheimer Bevölkerung, und hier vor allem den Kindern und Jugendlichen offeriert werden. Das wir heute kulturell nicht mehr in der Steinzeit leben, hat eben auch damit zu tun, dass wir immer auf unterschiedlichsten Ebenen Kultur angeboten bekommen und wenn eine Offenheit und Bereitschaft vorhanden ist, uns auch damit auseinandersetzen, um eine Fortentwicklung zu erreichen. Eine Beschränkung einer kulturellen Wahrnehmung z.B. nur über das Fernsehen, das ja ohnehin ähnlich wie der Strom, aus der Steckdose kommt und vom weichen Sessel aus konsumiert werden kann, wäre für die zukünftigen Generationen fatal.

Natürlich muss in dieser finanziellen Situation überall gespart werden. Aber die Verwaltung sollte dann Vorschläge machen, die einen machbaren Hintergrund haben und nicht den Kahlschlag bedeuten. Eine Privatisierung des Kunstmuseums z.B. über die Bildung einer Stiftung ist zwar nicht der Königsweg, aber letztlich in einer Stadt mit vergeichsweise vielen Wohlhabenden vorstellbar. Ein solcher Schritt ist aber nicht, wie im Haushaltsentwurf geplant, in zwei Jahren umzusetzen, sondern sollte realistischerweise eher mit einem Zeitraum von 8 bis 10 Jahren angesetzt werden. Ein völliger Ausstieg der Stadt aus der Trägerschaft ist aber auch hier nicht wünschenswert. Duisburg hat es vorgemacht und rechtzeitig eine Umsetzung angepackt.

Aufgabe der städtischen Trägerschaft des Kunstmuseums

“Manchmal kommt es anders, wenn man denkt!"

Diese wohlmeinende Empfehlung möchte man den städtischen “Entscheidern“ gerne zurufen.  

Ich kann mich nur der schon beschriebenen Einschätzung anschliessen und den Kopf darüber schütteln mit welcher Kurzsichtigkeit nun aktionistisch , ja gar radikal, “geplant“ wird. Radikal deswegen, weil ich glaube, dass mit der abzusehenden Schliessung tatsächlich die letzten Wurzeln der bildenden Kunst aus dem Mülheimer Boden gerissen werden.

Dass die Möglichkeiten des Museum längst nicht ausgeschöpft sind ist bekannt und Beate Ermacora und nachfolgend nun Beate Reese haben sehr gute Arbeit geleistet, resp. werden sehr gute Arbeit leisten - das Museum ist gerade auf dem Weg, den Platz einzunehmen und zu bespielen, den Mülheim, gerade in der Innenstadt, dringend braucht!

Das Museum ist gerade mit viel Aufwand renoviert worden..., es ist noch Ende letzten Jahres von einer Erweiterung die Rede gewesen, gar ein Wettbewerb geplant!!!

Ist bedacht, dass das Museum über eine umfangreiche, sehr gut bestückte eigene Sammlung verfügt, deren Lagerung gesichert sein muss?

Ist bedacht, wie viele Aktionen, Projekte im Stadtgebiet über all die Jahre in Zusammenarbeit mit den Mülheimer und anderen Künstlern im Museum ihren Ausgangspunkt hatten?

In einer Zeit, die vor lauter Wachstumswahn komplett die Bedingungen für dieses Wachstum aus den Augen verloren hat, in der eine öde Standardisierung der Innenstädte um sich greift, bin ich enttäuscht und traurig darüber, dass sich die Mülheimer Politik nun diesem Unfug anzuschliessen scheint.

Das ist in erster Linie bequem!!!

Die Folgen eines solchen, nicht ausreichend kommunizierten Beschlusses sind absehbar! Mit einem solch knappen Zeitfenster wird es nahezu unmöglich die nötigen Gelder bei Firmen und/oder Privatiers zu akquirieren.

Anschliessend an den eingangs zitierten Merksatz - warum wird nicht darüber nachgedacht, wie man mit gemeinsamer Kraft das Museum nutzen und bespielen kann, dass es in den Köpfen der Menschen dorthin rückt, wo es bereits steht: im Zentrum!

Es gibt genügend kluge, kreative und bereite Menschen in der Stadt.

Geht es der Wirtschaft schlecht, geht es der Kunst an den Kragen

Ein immer wieder kehrendes Phänomen ist es, in Zeiten wirtschaftlicher Krisen als Erstes der Kunst und Kultur den Geldhahn zuzudrehen und dafür viele Befürworter zu finden. Das ist oft schnell entschlossen und auch schnell getan, allerdings sehr kurzsichtig gedacht.

Über Jahrzehnte haben Städte und ihre Bürger enorme Anstrengungen unternommen, eine gut entwickelte Infrastruktur zu schaffen, letztendlich mit dem Ziel das Unternehmen Stadt zu einem wirtschaftlich funktionierenden System aufzubauen. Wer in der Lage ist weitsichtig zu denken, muss die Konsequenzen erkennen können, die die Zerstörung dieser Strukturen mit sich bringt. Wegzug aus Mülheim wäre eine der weitreichenden Folgen. Geht es der Wirtschaft in 3-5 Jahren besser, so wird prognostiziert, wird die Wiederherstellung mühevolle und kostenreiche Jahrzehnte in Anspruch nehmen, wenn dies überhaupt noch möglich ist.

Angesichts der aktuellen Bemühungen und Versprechen um mehr Bildung erscheint es als Farce, die Schließung des Museums in Kauf zu nehmen, dessen Anliegen genau das ist. Das Museum ist eine Bildungseinrichtung und daher ist es unsinnig ihm seine Berechtigung abtrünnig zu machen, wenn es keine Kosten deckende Einnahmen aufweist. Niemand würde das z. B. von einer Schule erwarten.

Die Solidargemeinschaft einer Stadt ist verantwortlich für die Bewahrung von Kulturgütern, das lebendig Erhalten der kulturellen Geschichte und Gegenwart, die kulturelle und allgemeine Bildung der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Ich erwarte, dass die Stadt, in der ich lebe, durch breite Bildungsangebote in die Zukunft ihrer Bürgerinnen und Bürger investiert. In Zeiten finanzieller Knappheit setze ich auf durchdachte Konzepte mit dem Ziel, die Krise bis zum Aufschwung zu überwinden und somit unser Museum zu erhalten.

Marta Martina Deli, Künstlerin und Kunstpädagogin

Kunstmuseum vor dem AUS

Der "Sparvorschlag" für das Museum kommt einem Kahlschlag gleich. Nur: Bäume, die man einmal gefällt hat, kann später nicht wieder aufstellen, sondern muss sie neu anpflanzen. Sparen, das heißt doch eigentlich. ERHALTEN, aber mit kleinerem Budget.

Es geht also bei der politischen Entscheidung des Stadtrates über diesen Vorschlag um nicht weniger als einen großen Verlust für die Kulturlandschaft und das kulturelle Erbe der Stadt zu verantworten.

Bedeutet der Vorschlag doch, dass innerhalb von weniger als zwei Jahren das Museum nicht mehr offen zu halten sein wird und nach einem weiteren Jahr die endgültige Schließung des Museums erfolgen muss.

Ein Kunstmuseum dieser Güte, dessen Qualität durch die erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahren stetig gesteigert werden konnte, ist zurecht eines von 20 RuhrKunstMuseen des Kulturhauptstadtjahres. Die Zieglersammlung sowie die eigene Sammlung an europäischer zeitgenössischer Kunst stehen für sich. Wichtig ist aber auch das Fördern und Unterstützen der Mülheimer Künstler.

Die Jahresausstellung Mülheimer Künstler und der regelmäßige Ankauf von Kunstwerken von Mülheimer Künstlern stellt einen Standortvorteil für Künstler dar, der für das kulturelle Leben in Mülheim einen wichtigen Beitrag leistet. Soll das wirklich alles aufgegebn werden? Was ist, wenn die Einnahmesituation in wenigen Jahren wieder für die Weiterführung reichen wird?

Die Oberbürgermeisterin Frau Mühlenfeld hat noch im Herbst bei der 100-Jahr-Feier des Museums das Engagement für das Museum und dessen Fortbestand bekräftigt. Genau darum geht es nun.

Thomas Rox
Mitglied des Vorstandes des Förderkreises für das Kunstmuseum

Mehr als 3 Schulklassen pro Woche im Museum - Tendenz steigend

Mehr als drei Schulklassen pro Woche sowie zusätzlich nicht-schulische Kunstangebote - vor allem in den Ferien - ergänzen das schulische Angebot des Kunstunterrichtes.

Schließt das Museum, so können MÜLHEIMER KINDER Kunst nur noch in Büchern, nicht aber mehr am Original erleben und kennen lernen. 

Selbst Kindergartengruppen kommen immer häufiger ins Museum!

Es geht also nicht nur um angeblich wenige Kunstinteressierte, die sich in das Museum verirren, sondern um die kulturelle Entwicklung und Identität UNSERER KINDER.

Thomas Rox
Mülheimer Vater von drei Kindern

Ankauf von Kunst seit Jahren nur durch ehrenamtliches Engagement

Seit weit mehr als zehn Jahren hat die Stadt Mülheim keinen Ankaufsetat dem Museum mehr zur Verfügung gestellt. Das Museum unterstützt daher den städtischen Haushalt schon sehr lange durch diesen Verzicht.

Das bedeutet, dass seitdem Kunstwerke nur noch ausschließlich auf der Basis des ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements angeschafft werden konnten. Hier ist vor allem der Förderkreis zu nennen, der sich dieser Aufgabe seit nunmehr 30 Jahren verschrieben hat. Sponsoren und Gönner gibt es daher bereits seit langem, die Ziegler-Sammlung ist im Rahmen einer Stiftung dem Museum zur Verfügung gestellt worden.

Die Stadt Mülheim steht also schon seit langem nicht mehr allein in der Verantworutng für das Museum. Ein abruptes Aufgeben der Trägerschaft ließe somit viele im Stich, die sich um das kulturelle Wohl der Stadt mit Herz und Seele kümmern. Hier sind zu nennen: Museumsleitung, Museumsmitarbeiter, Förderkreis mit 100% ehrenamtlich betriebenem Museumsshop, Kulturverein sowie Spender und Gönner.

Thomas Rox
Mitglied des Vorstandes des Förderkreises für das Kunstmuseum 

Aufruf wird ernst genommen - wir brauchen mehr Zeit!

Der Aufruf, der im Vorschlag der Verwaltung enthalten ist, noch mehr privates Engagement zu entwickeln, um den Betrieb des Museums mit Mitteln außerhalb des städtischen Etats zu unterstützen, wird von den beteiligten Förderern ernst genommen.

Aber für die Erwirtschaftung eines größeren finanziellen Volumens bedarf es mehr Zeit und auch mehr ideeller Unterstützung durch die Stadtspitze bei der Suche nach "Mäzen und Stiftern".

Käme es zu einem Beschluss im Stadtrat entsprechend dem vorliegenden Vorschlag, bliebe dafür realistischer Weise viel zu wenig Zeit.

Thomas Rox
Mitglied des Vorstandes des Förderkreises für das Kunstmuseum

Museumsshop schließt mit dem Museum

Der Museumsshop ist eines der wenigen verbliebenen interessanten Geschäfte in der Mülheimer Innenstadt, in dem man noch ausgefallene und überraschende Artikel kaufen kann.

Der gesamte Gewinn dieses Shops kommt dem Museum zugute.

Der Betrieb des Shops ist dem außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagement einer Reihe von "Shopdamen" zu verdanken.

Was wohl unser Bundespräsident dazu sagen würde, wenn eine Kommune derart einem Ehrenamt entgegentritt?

Thomas Rox
Fan der „Shopdamen“

Kunstmuseum

Dass unser Kunstmusuem unersetzlich für unsere Stadt ist, wesentlich zur kulturellen Indentität Mülheims beiträgt und zur Belebung unserer nicht gerade attraktiven Innenstadt, ist mehrfach gesagt worden.

Ich möchte zu den Zahlen etwas sagen:

Die Einsparsumme von 1 Mio ist absolut unrealistisch.

1. Von der Gesamtsumme sind etwa 420.000 € Personalkosten. Es besteht eine Vereinbarung mit dem Personalrat, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Also wird das Personal nur woanders hin "verschoben". Keiner der Mitarbeiter ist nahe der Altergrenze. Eine natürliche Fluktuation scheidet aus.

2. Etwa 400.000 € berechnet die Stadt dem Museum für Miete und Nebenkosten. Die Alte Post steht unter Denkmalschutz. Am alten Stadtbad hat man gesehen, dass es Jahre dauert, so ein Gebäude zu vermieten oder zu verkaufen.

3. Die wertvollen Kunstschätze, die entweder zur Ziegler-Stiftung gehören oder über Jahrzehnte von Bürgern gesammelt und finanziert wurden, müssen so aufbewahrt werden, dass sie keinen Schaden leiden. Eine Klimatisierung ist unabdingbar. Das kostet Geld

4. Das einzige, was man einsparen kann, ist der Ausstellungsetat von 100.000 €. Will man wirklich um dieser minimalen Einsparung willen ein 101 Jahre altes Museum mit unersetzlichen Kunstwerken schließen?

5. Einen Sponsor zu finden, der das ganze Museum übernimmt oder wenigstens Jahr für Jahr 1 Mio für die Betriebskosten spendet, ist ausgeschlossen. Jeder, der versucht, Sponsoren oder Spender zu finden, weiß das.

Daher habe ich die konkrete Frage an die Stadtverwaltung, wie der Einsparungsbetrag von 1 Mio € zustande kommt.

Renate Sommer, Vorsitzende des Förderkreises für das Kunstmuseum in der alten Post

 

 

 

Ihre Frage

Vielen Dank für Ihre Kommentierung,

zur Beantwortung Ihrer Frage, wie der Einsparbetrag zuammenkommt, leiten wir Ihren Beitrag dem zuständigen Fachbereich weiter. Wir bitten um Verständnis, dass die Antwort in diesem Fall leider nicht umgehend möglich ist. Wir bemühen uns, Ihnen innerhalb von rund zwei Tagen zu antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redaktions-Team "Haushaltsforum"

Antwort

Guten Tag,

die Stellungnahme des Fachbereiches liegt nun vor: 

Der Kommentar bezieht sich auf eine Schließung des Kunstmuseums. Der HSK-Vorschlag zielt allerdings auf die Fortsetzung des Betriebs durch einen potenten Betreiber.
Allerdings ist zutreffend, dass die Aussicht auf einen Interessenten in dieser Sache derzeit gering scheint.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Redaktions-Team "Haushaltsforum"

Verpflichtung der Stadt

Mit der Annahme der privaten Sammlungen hat die Stadt auch eine Verpflichtung übernommen, diese zu betreuen. Das heisst auch, diese der Öffentlichkeit abgemessen zu präsentieren. Die Stadt kann diese nicht einfach einkellern, wenn sich kein privater Sponsor findet.

 

Überzeugungsarbeit

Ich möchte einen Text von Herrn Dr. Hans Günter Golinski, Leiter des Museums Bochum, zitieren. Der Text passt bis auf die Namen und Besonderheiten dieses Museums aus meiner Sicht ausgezeichnet auch auf unser Mülheimer Museum.

Das Bochumer Museum wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und die Bochumer sind stolz auf ihr Museum. Unser Kunstmuseum Alte Post feierte im vergangenen Jahr seinen hundertsten Geburtstag. Und wir sind auch stolz auf unser Museum und können uns eine Schließung des Museums in der Veranwortung zukünftigen Generationen gegenüber nicht vorstellen. Das hieße, einmal weg ist immer weg. Vielleicht überzeugt dieser Text von Herrn Dr. Golinski auch die Mülheimer, die bisher die Bedeutung des Museums für unsere Stadt und ihre Bürger noch nicht erkannt haben.

.......Seit dem Jahre 1997 leitet Dr. Hans Günter Golinski das Institut. Es gehört zum Selbstverständnis dieses städtischen Museums, eine Balance zwischen lokalen Bedürfnissen und überregionalen Ansprüchen zu finden. Es gilt, die am Ort vorhandenen künstlerischen und kulturpolitischen Energien für eine Identifikation stiftende Arbeit zu mobilisieren und zugleich national und international wirksam zu werden.

Neben den sammlungsbezogenen, monographischen oder gattungsorientierten Ausstellungen gehört es zur Tradition des Hauses, interdisziplinäre und kontextstiftende Kunstbetrachtung zu fördern. Als Mittler zwischen Kunst und Betrachter beobachten wir, dass in Zeiten technischer Bilderfluten und Welten das Gefühl für das Einmalige, Unwiederbringliche, das Authentische verloren geht und zugleich ein “virtueller Analphabetismus“ herrscht. Vor diesem Hintergrund sehen wir unseren politischen Auftrag darin, zum selbstbestimmten Sehen zu leiten, gleichermaßen in der Kunst wie im Alltag. Neben dem Fördern, Initiieren und Erforschen von Kunst, besitzt deren Vermittlung einen besonderen Stellenwert. Ein Museum für zeitgenössische Kunst stellt auf vieldeutige Weise eine “soziale Einrichtung" dar, u.a. ist es gesellschaftliche institution, die sich mit den aktuellen Kommunikationsformen in Kunst und Alltag beschäftigt, sie überprüft und hinterfragt. Das Kunstmuseum darf nicht zur leistungsorientierten Bildungsanstalt oder kommerziell ausgerichteten Freizeitveranstaltung verkümmern, wenn es doe emanzipatorische Kraft von Kunst erfahrbar machen soll.

Wir beanspruchen, ein Ort zu sein, der anderen Orten unähnlich ist, ihnen widerspricht, sich ihnen entzieht. Pointiert formuliert geht es darum, das Museum in Widerspruch zur Gesellschaft zu verorten, es nicht anpassen, sondern provokant auszusondern. Satt den Sinn eines zeitgenössischen Museums in der “Aktulität" zu erschöpfen, geht es um "Alterität" und "Andersartigkeit".

Museum Alte Post überwindet Kirchturmdenken

In den Bürgerforen der ersten Märzwoche wurde immer wieder gefordert, dass das Kirchturmdenken im Ruhrgebiet ein Ende haben soll, um endlich Synergieeffekte zu nutzen und damit letztlich Geld einzusparen.

Die Museen der bildenden Kunst haben diesen Schritt bereits hinter sich und sind somit Vorreiter. 

20 Ruhrmuseen, zu denen das Kunstmuseum Alte Post in Mülheim gehört, arbeiten bereits seit mehr als 3 Jahre zusammen, um das laufende Kulturhauptstadtjahr vorzubereiten. Diese Zusammenarbeit hat zu einem engen Netzwerk zwischen den Museen geführt, das auch das Jahr 2010 hinaus andauern wird, wie von allen Direktoren/Direktorinnen bestätigt wird.

Durch dieses Netzwerk werden Kosten durch eine gemeinsame Nutzung von Resourcen eingespart, die den Unterhalt der Museen preiswerter macht. Die Rhein-Main-Region ist auf diesen Zug bereits aufgesprungen und "kopiert" diese Form der Zusammenarbeit.

Wenn also das Einsparen von Kosten durch eine allseits geforderte stärkere Zusammenarbeit gefordert wird: das Kunstmuseum Alte Post hat diese Arbeit in den letzten Jahren schon geleistet ...

Das Museum ist somit - ähnlich dem Theater an der Ruhr und dem Ringlokschuppen - zu einem kulturellen Aushängeschild für Mülheim an der Ruhr geworden!

Thomas Rox
Mitglied des Vorstandes des Förderkreises für das Kunstmuseum

Kunstmuseum

Ich bin seit vielen Jahren Mitglied im Förderkreis und seit einigen Jahren ehrenamtlich im Museumsshop tätig.

Also interessiert mich das Kunstmuseum sehr. Wieso die Stadtverwaltung nun auf die Idee kommt innerhalb von 2 Jahren ein dann 102 Jahre altes Museum zur Aufgabe zu zwingen, ist mir unverständlich. Zumal auch aus dem Kommentar von Frau Renate Sommer zu ersehen ist, dass die Einsparsumme gar nicht 1.000.000,--€ pro Jahr ist.

Außerdem bleibt auch die Frage offen, warum das Museum erst renoviert wird und eine neue Klimaanlage bekommt, um es dann zu schließen. Die Sammlung Ziegler wird nach Schließung des Museums die Stadt Mülheim verlassen. Wohin auch immer .

Vernichtet ist Kultur schnell, aber sie wieder  für die Bevölkerung wieder zu beleben braucht seine Zeit, Zeit, die die Stadt Mülheim eigentlich nicht hat.

Warum bauen wir Ruhrbania und für wen, wenn wir gleichzeitig die wenigen Attraktionen dieser Stadt tot sparen.

Vielleicht kann das Museum ja mit etwas mehr Zeitvorgabe in eine Stiftung übergehen, aber in 2 Jahren ist das nicht zu bewerkstelligen.

Und dem Herrn, der meint in unserem Museum sei nichts los,  kann ich nur empfehlen: Kommen Sie doch einfach mal, um sich zu informieren, was da alles im Angebot ist. Gerne schicken wir Ihnen auch einmal unser Programm vorbei.

Über die Arbeit mit Kindern will ich mich hier nicht weiter auslassen. Das sind die Kulturgeniesser der nächsten Jahrzehnte. Wollen wir das den anderen Städten überlassen und unsere Stadt weiter veröden ?

Ursula Ullrich-Köhler

1.000.000 ist eine Eins mit sechs Nullen

So wie der Betreff schon zeigt, werden Einsparpotenzial und Museum gleichzeitig verschwinden. Und bleiben wird nur ein immenser nicht wieder zu bringender Verlust.

Wo ist der Mieter, der das Objekt für 400.000 € im Jahr anmieten wird, wenn das Museeum ausgezogen ist? Wo ist der neue Arbeitgeber, der die ca. 420.000 € Personalkosten übernehmen wird? Wieviel kostet die Unterbringung der Kunstschätze, die den Bürgern der Stadt gehören und für diese und ihre Kinder und Kindeskinder aufbewahrt werden müssen?

Ein Vorschlag für die Schönrechner: Die Stadt möge die Miete noch in diesem Jahr verdoppeln, dann kann die Verwaltung ab 2013 weitere 400.000 € einsparen...

Das mit 1.000.000 € ausgewiesene Sparpotenzial muss in völliger Umnachtung ermittelt worden sein. Es ist wirtschaftlich nicht haltbar.

Im übrigen scheinen die Befürworter der Schließung keinen Zugang zur dort ausgestellten Kunst zu haben. Wie erst wird dann die nächste Generation entscheiden, die diese Kunst gar nicht mehr zu sehen bekommt? Alleine die Diskussion zeigt, dass es zwingend erforderlich ist, der Kultur in Mülheim wieder das Ansehen zu geben, das sie verdient. Der Nachholbedarf ist erschreckend hoch!

Bernhard Leidinger

Aufgabe Trägerschaft Kunstmuseum

Jetzt ist es soweit !!

Jahrelange Versäumnisse der Stadtverwaltung bei der Umsetzung der Ihr in teuren Gutachten gemachten Sparvorschläge (Personaleinsparung etc) haben die Situation derart zugespitz, dass nun auch noch die Trägerschaft für das Kunstmuseum aufgegeben werden soll. Die sich ergebende Konsequenz der dann evtl. erforderlichen Schließung wird billigen in Kauf genommen.
Verantwortungsbewusste "Stadtväter" würden sich , wenn der Sparzwang schon derart groß ist dass die städtische Trägerschaft reduziert bzw. aufgegeben werden muß, zunächst selber um entsprechende Ersatzfinanzierung z.B. durch Mäzene und Gönner kümmern. Nur im Rahme dieser gefundenen Erstzfinanzierung dürfte ein Rückzug aus der Trägerschaft zulässig sein.

Netzwerk Ruhrkunstmuseen

Am vergangenen Samstag wurde im Museum Bochum bei einem Festakt das Projekt “Netzwerk Ruhrkunstmuseen“ und die dazu gehörende Katalogpublikation “Ruhr Kunst Museen - Die Sammlung“ anlässlich Ruhr 2010 vorgestellt. Noch findet man unser Mülheimer Kunstmuseum Alte Post wegen seiner herausragenden Kunstschätze in diesem Verbund gut vertreten. Zum ersten Male treten die Museen des Ruhrgebiets gemeinsam mit einem ungewöhnlichen Vermittlungskonzept "Collection Tours" für Kunst und Bildung auf: Rund 1.000 Schulen im Ruhrgebiet können kostenlos mit einer Busflotte an der Tour "zweimal Kunst und zurück" teilnehmen.

Noch ist unser Kunstmuseum in diesem national und international bedeutende Programm eingebunden. Die Stadt sollte alles daran setzen, dass das auch so bleibt und die Publikation “Ruhr Kunst Museen - Sammlungen" auch über 2013 hinaus ihre Gültigkeit behält.

Museum

Den Vorschlag, das Museum bis 2013 in mäzenatische Obhut zu überführen, halte ich für sehr weltfremd. Sammler und Mäzene investieren da, wo auch die Kommune Geld in die Hand nimmt.  

 

Sammler geben in der Regel ihre Schätze dorthin, wo professionelle Ausstellungs- und Lagermöglichkeiten, fachgerechte Pflege und nicht zuletzt kunstgeschichtlicher Sachverstand und kuratorisches Engagement versammelt sind. Dabei spielen die Kontinuität all dieser Qualitäten und das kommunale Bekenntnis dazu eine entscheidende Rolle. Ich glaube nicht, dass die Ziegler Sammlung unter den geplanten Vorzeichen in Mülheim gelandet wäre. Der Ruf unseres Museums ist durch die Diskussion um die zur Disposition stehenden Maßnahmen bereits beschädigt. Das Stifterehepaar Ziegler rotiert inzwischen in seinem Grab.

 

Und Mäzene? Hand aufs Herz, das müsste ein Mensch sein, der echt in Mülheim vernarrt ist!  Geld in eine Institution zu stecken, die trotz so vieler Bemühungen seit Jahren vor sich hin schwächelt und von der die Kommune sich nun gerade verabschiedet – wer sollte wohl darin eine gute Idee sehen. Wer in diesem Bereich Geld ausgeben will, könnte genauso gut selbst bauen oder renovieren und hätte dann nicht mit all den Gegebenheiten, Unwägbarkeiten, Strukturen und Stellen einer schon lange bestehenden Institution zu tun …

 

KULTUR jedoch ist für unser demokratisches Gemeinwesen essentiell. Sie ist kein Zuckerguss, den sich die bürgerlichen Gesellschaft leistet, sondern der Raum, in dem wir über uns, die Welt, Vergangenheit und Zukunft reflektieren. Wo sonst sollte jenseits von parteilichen und ideologischen Denkverboten dieser Diskurs stattfinden?

 

Die Ideen, auf denen sich unser demokratisches Gemeinwesen gründet, wurden nicht von Bürokraten, Agenturen, Banken, Unternehmen und Marketingfachleuten entwickelt. Sie wurden unter großen persönlichen Opfern in 1000 Jahren europäischer Kultur- und Geistesgeschichte von Künstlern, Intellektuellen und engagierten Menschen vorausgedacht und diskutiert. Sich gerade in Zeiten der Krise von diesen  "Thinktanks" zu verabschieden, halte ich für katastrophal.


Kunstmuseum

Als das Kunstmuseum in den 90ger Jahren in die Alte Post umzog, wurde meinens Erachtens der Umbau vom Land bezuschusst. In der Regel erfolgen solche Zuschüsse mit einer Zweckbindung von 25 Jahren.

Wenn das Museum schließt, erlischt die Zweckbindung. Wo möglich müßte die Stadt dann den anteiligen Betrag wieder an das Land zurückzahlen. Dann wäre die Einsparung keine mehr, sondern es müßte im Gegenteil mehr Geld ausgegeben werden.

Frage an die Verwaltung: ist die Bezuschussung damals mit Zweckbindung erfolgt? Wieviele Jahre ist die noch gültig?

 

Renate Sommer

Ihre Frage

Vielen Dank für Ihre Kommentierung,

zur Beantwortung Ihrer Fragen leiten wir Ihren Beitrag dem zuständigen Fachbereich weiter. Wir bitten um Verständnis, dass die Antwort in diesem Fall leider nicht umgehend möglich ist. Wir bemühen uns, Ihnen innerhalb von rund zwei Tagen zu antworten.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redaktions-Team „Haushaltsforum“

Antwort

Guten Tag,

die Stellungnahme des Fachbereichs liegt inzwischen vor.

Es ist zutreffend, dass für den Um- und Ausbau der Alten Post zu musealen Zwecken in den Jahren 1991 bis 1994 zweckgebundene Städtebauförderungsmittel vom Land gewährt worden sind. Für das Bauvorhaben sind Landesmittel in Höhe von 4,8 Mio. DM = 2.454.000 Euro gewährt worden. Die Gewährung wurde mit Bewilligungsbescheid vom 11. Dezember 1989 mit einer Zweckbindungsfrist von 25 Jahre versehen.

Die Wiedereröffnung des Kunstmuseums nach erfolgtem Um- und Ausbau fand im August 1994 statt. Im Falle der vollständigen Aufgabe des Museumsbetriebs wären somit die gewährten Landesmittel zzgl. Verzinsung für die nicht erfüllten Nutzungsjahre zeitproportional zurückzuzahlen.

Aus diesem Grunde kann eine Schließung des Kunstmuseum als Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung nicht in Betracht kommen, sondern mit der vorgeschlagenen Konsolidierungsmaßnahme wird die Aufgabe der Trägerschaft und der Weiterbetrieb durch einen derzeit noch unbekannten Dritten beabsichtigt.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Redaktions-Team "Haushaltsforum"

kein Kunstmuseum- keine Innenstadtbelebung

Den Stellungnahmen meiner Künstlerkollegen und des Fördervereins schließe ich mich in vollem Umfang an. Ein weiterer Aspekt sei hier kurz beschrieben:

Im Zuge der Ruhrbania- Umstrukturierung der Innenstadt war es ein Anliegen der Konzeption einen Schwerpunkt für das geistig-kulturellen Lebens in der Innenstadt, am Synagogenplatz, durch Medienhaus, Kino Rio und Kunstmuseum zu schaffen. Es sollte wieder einen Grund geben in die Stadt zu gehen! Innenstadtbelebung, eine gute Idee!

Man sollte diesen Aspekt des Ruhrbania- Konzepts nicht kippen, in dem man den gewichtigen Teil des Kunstmuseums in Frage stellt. Im Gegenteil, noch mehr Kunst und Kultur gehört an diesen Platz! Man versprach sich doch bedeutende Synergie-Effekte von diesem Arrangement! Jetzt nicht mehr?

Wenn man den Bürgern so ein lobenswertes Konzept in Aussicht stellt, dann sollte man nicht einen Meilenstein wie das 100-jährige Kunstmuseum zertrümmern. Sonst wäre das Konzept sinnlos. Dann ist auch Los 1 oder 2 oder 3 eine Niete! Schicke Wohnungen am Ruhrufer sind unattraktiv mit einer verödeten Innenstadt im Nacken.

Barbara Schöttle

WDR berichtet über die mögliche Schließung des Museums

Am Dienstag, den 9. März hat WDR3 in der Morgensendung Mosaik über die bevorstehende Schließung des Museums berichtet. Hier der Link zur Sendung, für alle die den Beitrag verpasst haben:

http://www.wdr3.de/mosaik/details/artikel/wdr-3-mosaik-c3410b38b7.html

Der Beitrag ist ca. 5 Minuten lang und kann mit jedem Webbrowser angehört werden.

Thomas Rox

Eine Gesellschaft ohne Kunst?

Diese Entwicklungen sind traurig. Kunst, Musik und andere kulturelle Ausdrucksformen werden selbst von Völkern hochgehalten die wesentlich „ärmer“ sind. Sie sehen diese als definierenden Bestandteil ihres Lebens und ihrer Gesellschaft.

Glauben wir wirklich, dass wir als Gesellschaft mit einer rein auf Zahlen basierten Umgebung noch Ideen und Energie aufbringen können die unsere Entwicklung in allen Aspekten fördert? Der Einfluss der Umwelt auf die Entwicklung einer Gesellschaft ist signifikant, wir wissen das und dann…?

Wehret den Anfängen

Wehret den Anfängen ...

Zitat: „Im vorpommerschen Anklam ist die Stadtbibliothek notorisch von Schließung bedroht. NPD-nahe Kreise wollen eine nationalistische „Volksbücherei“ aufbauen. Die Erbschleicher der Kommunalkultur stehen bereit. Noch hat die Politik Zeit, ihnen das Erbe zu verweigern.“

(aus dem Feuilleton der FAZ vom 9. März 2010)

Natürlich wird es in Mülheim ein solches Szenario nicht geben. Ich bin mir sicher, dass Politik und Bürgerschaft dafür sorgen werden, dass der „Standort Mülheim“ nur über den nachhaltigen Erhalt seiner kulturellen Einrichtungen und Angebote, attraktiv für alle Bürger,  Unternehmen und künftige Studierende bleiben wird.

 Die Voraussetzungen sind günstig. Bildende Künstler und Künstlerinnen haben sich gerade mit den „Künstlerbünden Ruhr“ vernetzt und bereichern das Kulturhauptstadtprogramm RUHR.2010 mit den „Starken Orten“. Das Kunstmuseum Alte Post ist aber der maßgebliche Ort ihrer öffentlichen Anerkennung.

Das 100 jährige Kunstmuseum verfügt über bedeutende Sammlungen und Schenkungen. Sie werden noch sachgerecht und nachhaltig geschützt und gepflegt. Die kulturelle Geschichte Mülheims weist aber heute schon erste Löcher auf. Die Nachlässe verstorbener Künstler können für die Nachwelt nicht mehr gehalten und müssen an andere Städte verkauft werden.

Das Ruhrgebiet sieht sich immer mehr als touristische Sehenswürdigkeit. Das Bestreben, die Mülheimer Museen im Netzwerk der Ruhr Museen weiter positionieren und verankern ist daher ein wichtiger und richtiger Weg. Der Unterstützung und Engagement des Kunstfördervereins und der Sponsoren können wir uns sicher sein.

 Gehen Sie mal wieder ins Museum! Dort gibt es einen ein besonderen „Hausschatz“, den des Malers und Zeichners Heinrich Zille. Gerade heute ist er wieder neu und aktuell zu entdecken.

Gabriele Klages

auch im Namen der GEDOK Niederrhein-Ruhr

 

Kunstmuseum darf nicht aufgegeben werden!

Als langjähriges Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler bin ich schier fassungslos über diesen haarsträubenden Dummfug, der hier als Einsparungsvorschlag vorgestellt wird. Die prognostizierten Sparziele sind offensichtlich unseriös, das haben andere hier im Forum hinlänglich überzeugend dargestellt. Das beschworene Prinzip "Privat vor Öffentlich" hat sich doch längst als neoliberale Luftnummer erwiesen - es gibt kaum Bereiche, in denen es zu signifikanten Verbesserungen geführt hat - leider hat sich das in Mülheims Verwaltung wohl noch nicht rumgesprochen.

Dass man als Kunstschaffender in Mülheim nicht gerade auf Rosen gebettet ist, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden. Aber den wichtigsten Kristallisationspunkt für bildende Kunst in Mülheim mit seiner langjährigen Tradition in Zeiten knapper Kassen einfach über Bord zu werfen ist folgenschwer und hinterließe irreparable Schäden. Das Kunstmuseum in der Alten Post war von Anfang an ein von allen Künstlern getragener Ort der Kunst im Herzen der Stadt. Mülheim ohne Kunstmuseum wäre eine Stadt ohne bildende Kunst und was das bedeutet, möchte ich mir erst gar nicht vorstellen.

Gerade im Jahr der "Kulturhauptstadt" sind solche Kahlschläge in der Kulturlandschaft ironischerweise schon an der Tagesordnung, schaut man nur in benachbarte Kommunen wie Duisburg, Essen, Wuppertal usw. usw.... Aber auch dort regt sich Widerstand, organisieren sich die Kulturschaffenden und wehren sich mit ihren eigenen Mitteln gegen die geplanten Totalamputationen in der Kultur:

http://vioworld.de/blog/2010/03/alles-muss-raus-blogparade-zum-fortschreitenden-abbau-der-kulturforderung/

die Kultur-Muffel sitzen im nordrhein-westfälischen Landtag

Wieviel Kultur braucht eine Stadt?

Kunst bringt Farbe in die Stadt - Kunst braucht Förderung

 

 

Kultur ist eine wichtige Aufgabe der örtlichen Gemeinschaft

Das Museum ist in jahrzehntelager Arbeit - auch und vor allem ehrenamtlicher Arbeit - entstanden und zu einem der bedeutenden Kunstmuseen auch international aufgestiegen. Die Aufgabe der städtischen Trägerschaft in derart kurzer Frit läuft faktisch auf die Schließung des Museums hinaus. Damit verabschiedet sich die Stadt von einer ihrer Kernausgaben, nämlich der Kulturförderung.

Die Politik betont immer wieder, dass man die Anstrengungen für die Bildung unserer Kinder erhöhen muss. Bildung ist aber mehr als lesen, schreiben und rechnen lernen. Die kulturelle Bildung gehört mit dazu. Eine Museumsschließung wäre hier das genaue Gegenteil von dem, was man an anderer Stelle - auch seitens der Stadt - schon für richtig erkannt hat. Handeln Sie also nicht gegen Ihre eigene Erkenntnis!

Die Oberbürgermeisterin betont stets, wie wertvoll das Ehrenamt ist - warum wird hier dennoch das jahrzehntelange Engagement des Förderkreises, des Kunstvereins und vieler Stifter mit Füßen getreten?

Die Oberbürgermeisterin hat noch Mitte vergangenen Jahres nach der Wiedereröffnung des Museums dessen Bedeutung für die Stadt betont. Kann man sich selbst auf das Wort der Oberbürgermeisterin dieser Stadt nicht mehr verlassen? Wie kann etwas, das man noch vor einem halben Jahr als wertvoll und fördernswürdig bezeichnet hat, plötzlich nicht mehr zum "Kerngeschäft" gehören?

Was geschieht im Falle der Schließung des Museums mit den Bildern, die zum Teil von Mülheimerinnen und Mülheimern dem Museum gestiftet, geschenkt oder vererbt wurden, mit der Maßgabe, dass diese auch den Bürgern zugänglich gemacht werden? Sollen all diese Büger vor den Kopf gestoßen werden?

Durch die Schließung des Museums können m.E. niemals die angegebenen Einsparungen erzielt werden, da z.B. Personlakosten und Kosten des Gebäudes weiterhin bei der Stadt bleiben, egalb ob das Museum betrieben wird oder nicht.

Im Aufbau des Museums stecken gewiss auch Fördergelder des Landes, des Bundes und der EU, die im Falle einer Schließung ganz oder teilweise zurückerstattet werden müssen. Ist das schon geprüft worden?

Mit freundlichen Grüßen

M. Hessling
Rechtsanwalt

mail@kanzlei-hessling.de
c/o Anwaltsbüro Hessling
Friedrichstr. 28
45468 Mülheim an der Ruhr

Kunstmuseum

Wenn man mit Menschen über unser Museum spricht, dann hört man manchmal "ach, das ist doch nur etwas für die Elite".

Ich frage mich dann, ob diese Menschen eigentlich wissen, was im Museum alles dür Kinder, Jugendliche und "ganz normale Menschen" stattfindet. Zum Beispiel:

- Ich zeig Dir was - Ihr Kind erklärt Ihnen Kunst

- Museum macht Schule - Grundschulkinder entdecken Schätze des Kunstmuseums

- Kunst und Kaffee - Kunstbetrachtungen für jedermann, jeden ersten Mittwoch im Monat

- Kindergeburtstage - das Museum bietet abewechslungsreiche Geburtstagsprogramme an

- Kunst sehen und erleben - Kunstbetrachtungen für Menschen mit und ohne Behinderungen

- Zweimal Kunst und zurück- für Schulklassen aller Altersstufen

- Malschule und digitale Fotoschule

und vieles mehr.

Ein Museum nur für die "Elite"? Nein, ein Museum für alle Menschen aus Mülheim und auch für Besucher aus anderen Städten. Und darum muss es auch für alle zugänglich bleiben. Keine Schließung also!!

 Renate Sommer

 

Statement

 

Statement:

Nun wissen wir schon seit längerem, dass das Konzept des "private partnership" sehr wohl in einer geborenen Tradition des bürgerschaftlichen Engagements in der Überführung eines "Städtischen Museums" in eine Stiftung reüssieren kann, wie etwa die "Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum", Duisburg, die auf eine über hundertjährige Förderung durch die Bürgerschaft und ortsansässige Industrie blicken darf; es bewiesen hat. Auch das "Kunstmuseum Mühlheim" darf auf eine 100jährige Tradition zurückblicken, die sich im Sammlungsbestand des 20. Jahrhunderts zwar namentlich ausweist, sich jedoch eben nicht konkurrenzfähig gegenüber den Nachbarhäusern Essen, Düsseldorf und Duisburg zeigt. So gilt es also die regionalen Besonderheiten des "Kunstmuseums Mülheim" herauszuarbeiten, die sich in dem regen kulturellen Leben der Stadt Mülheim a. d. Ruhr ausdrücken, zu dem auch in dem renommierten "Theater an der Ruhr" als einem attraktiven Faktor, der zu multiplizieren sei. Wenn wir davon ausgehen dürfen, dass der staatliche Bildungsauftrag, der durch die fleißigen Steuerzahlungen seiner Bürger in einem gesicherten Status fundamentiert ist, und nicht in seltsame Projekte wie unnötige U-Bahnbauten, die in Katastrophen münden (siehe etwa Köln), dürften wir wohl denken, dass Museen ihrem staatlichen Auftrag gerecht werden dürften, unabhängig und frei, querdenkend, nicht im sperrigen Sinne, sondern in einem erweiternden Sinne. Warum nur sollen wir unserer Nachfolgegeneration Kunstwerke zumuten, die von der vermeintlichen Kompetenz potentieller Förderer aus Industrie und Wirtschaft (etwabBanken) zu ihrem möglichen Selbstzweck im Sinne der Werbefähigkeit für das eigene Interesse dienen? Kunstwerke, die sich in ihrer Figuration annähern z.B. an einen "Käfer" (VW) oder an ein "Handy" (Vodafone)? Nachdem sich die künstlerische Produktion im letzen Drittel des 19.Jahrunderts und dem fast gesamten 20. Jahrhundert vollständig emanzipiert von feudalen und klerikalen Systemen gezeigt hat, soll sie nun wieder in eben eine undemokratische und wirtschaftlich abhängige Sichtung verfallen? Ja, dann können wir ja gleich wieder zu den hofgefälligen Künstlern übergehen, die die Nation vorantreiben.  Dieser Staat spricht sich frei von seinem Bildungsauftrag, während es z.B. Frankreich, ohne Probleme schafft, seinen bis 16Jährigen einen kostenlosen Museumseintritt zu verschaffen. Was also ist uns die Kunst wert? Hier, in Mülheim a. d. Ruhr wohl nicht so viel, denn das Museum, das sich gegenüber anderen behaupten könnte, ist ein unabhängiges, ein besonderes Museum, das der Nachfolgergeneration wahrhaftige Denkräume über das Vergangene und in jedem Moment des Gegenwärtigen, auf der Leinwand, in einem Video oder einer Skulptur gebannt, präsentierten könnte. Also, macht es Sinn, ohne z.B. EON (hat sowieso kein Geld für Euch im "Kulturhauptstadtjahr) durchzukommen!  Es gibt keinen Grund, den Staat vollständig zu eskamotieren. Er ist in der Pflicht! Auch, wenn das Gebaren einiger Museumshäuser sich aufgrund der vorherrschenden Politika gerne entzieht und aufgrund dessen letztlich leidet an der Jugend und der Kindheit, die ihre Freizeit an der Wii, dem Nintendo und mit den Sims ausrichtet, ja, gar zurichtet auf einen ökonomisch erfolgreich projizierten Lebensausklang. Parallelwelten, die sich in den Werken der Künstler finden, die gar nicht gesponsert werden müssten aus dem Budget der Elternschaft, die ca. 50 Euro im Monat ausgibt für neue vergnügliche Software. Da möge man von den bildungsfernen und- nahen Haushalten sprechen. Das sei hier ein angeschnittener, aber nicht weiter zu diskutierender Diskurs. Nur, was sollen unsere Töchter und Söhne noch als authentisch in einer virtuellen Welt wahrnehmen, wenn sie in ein vermeintliches "Schatzkästchen der Suche" (Kunstmuseum) gehen und doch nur auf die Werbepausen zwischen den Lieblingssendungen treffen? Meine Damen und Herren, gehen Sie, als Politiker, ihrem Bildungsauftrag nach und erweisen Sie den Häusern, die es seit nunmehr sechzig Jahren in dieser demokratischen Republik versuchen, unabhängig von monetären Zuständlichkeiten, mühend und Ringend um die Zukunft, ihre Ehre und Anerkennung, gegenüber der Zukunft erweisen..

Dr. Susanne Hoeper-Kuhn, Kunsthistorikerin,  GEDOK Niederrhein-Ruhr

Besucher

Ganz schön lustig. Alle Welt beschwert sich über die Politik, nutzt dann aber diese Plattform, um selbst Lobbyarbeit höchsten Gutes zu tätigen. Seien es nun Rechtsanwälte, Vorstandsvorsitzende, Pädagogen oder Leute, die im Name der Gedok sprechen.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich halte es für Ihr gutes Recht, sich für Ihre Meinung einzusetzen.

Und da sich sich scheinbar gut auskennen, habe ich eine Frage an alle die hier posten:

Wie viele zahlende, frewillig kommende Besucher hatte das Museum im vergangenen Jahr? Und damit meine ich wirklich Leute, die sagen: "Ach komm, das interessiert uns, das schauen wir uns mal an". Und keine Schulklassen oder Ähnliches.

Antwort auf Eintrag von biom: Besucher

Die exakten Zahlen kenne ich nicht (die Museumsleitung darf sich nicht am Haushaltsforum beteiligen), aber in den letzten Jahren sind jährlich ca. 15.000 Besucher im Museum gewesen, Tendenz ist steigend.

Darin enthalten sind alle Besucher, also von klein bis groß, von jung bis alt, von Mülheim-Pass und Ruhr.TopCard-Besitzern oder von den Mitgliedern des Kunstvereins und des Förderkreises. Darin enthalten sind auch Besucher von Führungen, Besuchern von Aktionen wie "Kunst und Kaffee", "Kunst sehen und erleben", "Museum macht Schule" und "Zweimal Kunst und zurück" (also Schulklassen), Malschule und digitale Fotoschule.

Ob alle bisherigen Besucher "zahlende und freiwillig kommende Besucher" sind, kann ich nicht sagen. Aber darauf kommt es nicht an. Das Museum wird und wurde nach dem bisherigen Verständnis so von der Stadt getragen und betrieben, dass zahlreiche Vergünstigungen gegeben wurden und dabei bspw. bei Schulen auf Einnahmen von Eintrittsgeldern verzichtet wurde. Der Mülheim-Pass und die Ruhr.TopCard sind Vergünstigungen, die im Übrigen allen Bürgern zugute kommen.

Die Eintrittsgeldsituation muss überdacht werden. Insbesondere bei Sonderausstellungen können und müssen m.E. die Eintrittspreise - deutlich - erhöht werden. Die Vergünstigungen für einzelne Besuchergruppen können auch abgeschafft werden. Die Bereitschaft der Bürger ist dazu angesichts der Haushaltsdiskussion gestiegen und vorhanden. Lediglich bei Schülern würde ich weiterhin eine Ausnahme machen!

Aber: kein Kulturinstitut, ob Museum, Theater oder historische Stätte, kommt heute und in Zukunft ohne eine Bezuschussung aus, ob aus öffentlichen oder privaten Mitteln. Das gilt auch für alle Kunstinstitutionen in Mülheim: Kunstmuseum, Tersteegenhaus, Musikschule, Ringlokschuppen oder Theater an der Ruhr, um nur einige zu nennen. Und mit Eintrittsgeldern allein geht es nicht, selbst wenn man diese um ein Mehrfaches erhöhen würde.

Zum leisen Vorwurf "Lobbyarbeit": ein öffentliches Forum, in dem jeder seine Meinung und Vorschläge äußern kann, die für alle zu sehen sind, stellt entweder für alle Einträge "Lobbyarbeit" dar oder für keinen. Auch Sie, biom, haben weitere Einträge im Forum hinterlassen und Ihre Interessen vertreten, sind Sie dann auch Lobbyist(in)?

Thomas Rox
Mitglied des Vorstandes des Förderkreises für das Kunstmuseum

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Erstmal vielen Dank für Ihre Antwort, Herr Rox.

Kurz ein Wort zur "Lobbyarbeit": Es ist Ihr Recht (und auch Ihre verdammte Pflicht), Ihre Interessen zu äußern und sich dafür einzusetzen. Mein "Vorwurf" sollte daher keiner sein, weshalb ich auch um etwas Nachsicht bitte. Ich war lediglich erschlagen ob der Fülle der hochwertigen Kommentare, die hier in kürzester Zeit eingingen. Lassen Sie uns dieses Thema ruhen lassen.

Daher nun auch zurück, und vorweg einige offene Worte meinerseits: Ich interessiere mich nicht für die Art von Kunst, von der ich glaube, dass sie im Kunstmuseum zu sehen ist. Auch war ich noch nicht im Mülheimer Kunstmuseum. Dennoch halte ich mich für einen Kulturinteressierten, gebildeten und jungen Bürger dieser statt. Und es geht um unser aller Zukunft.

Leider gibt es hier scheinbar keine wirklich verlässlichen Zahlen (die gegebene Einsparsumme von einer Million Euro wird ja von allen Seiten bestritten), dennoch, lege ich Ihre Besucherzahl zu grunde und nehme nur die Hälfte der möglichen Einsparung, lägen wir bei einer Bezuschussung von etwa 33 Euro pro Besucher. Dies ist selbstverständlich keine echte Zahl! Sie verdeutlicht aber, dass eine Menge Geld zugeschossen wird.

Auch hier ist die Frage: Wollen und können wir uns das leisten? Ich will an dieser Stelle nicht fordern, das Kunstmuseum zu schließen, wie ich es bei einer anderen Einrichtung getan hab ("Weg mit Schaden..."). Aber dennoch verlange ich von denjenigen, die das Museum erhalten wollen, auch, dass sie selbst Wege aufzeigen, wie dies möglich ist.

Damit meine ich nicht den Ruf vieler Leute, "Ruhrbania stoppen und alles wird gut". Ruhrbania lässt sich jetzt nicht mehr (kostengünstig) stoppen. Das scheinen nur viele Mülheimer nicht verstehen zu wollen. Aber ich komme vom Thema ab.

Auch könnte man fordern: "Schließt das Museum und steckt die eine Million in Schulen/schulische Bildung". Schulische Bildung ist ein (meiner persönlichen meinung nach) wichtigeres Thema als Kunst. Dennoch wäre auch diese Forderung nicht richtig.

Beim Haushaltsplan geht es darum, die Meinung vieler verschiedener Interessensgruppen - letzten Endes die von rund 170.000 Individuen - möglichst unter einen Hut zu bringen. Und dazu sind auch diese Personen selbst gefragt.

Zunächst sollte jeder vor seiner eigenen Haustüre kehren. Es hat jedoch noch nie geschadet, anschließend auch dem Nachbarn beim Kehren zu helfen.

Glück auf!

Einsparsumme fraglich - Nein zur Schließung

In Anbetracht dessen, dass die ausgewiesene Einsparsumme höchst fraglich ist (Zweckbindung durch Zuschüsse vom Land und weitere Argumente der Kommentatoren) ist auch die Idee, das Museum zu schließen höchst fragwürdig, mal ganz abgesehen von seinem kulturellen Wert.

Alle hier bisher geäußerten Vorbehalte gegen die Schließung des Kunstmuseums sind richtig und wichtig. Dieses Jahr wird das Kunstmuseum geschlossen, und weil der Widerstand so gering war fällt in 3 Jahren möglicherweise gleich das nächste Museum Mülheims dem Rotstift zum Opfer. Wie und unter welcher Argumentation die Stadt Mülheim dann noch Besucher und Touristen in ihre Stadt locken möchte würde mich brennend interessieren.

Hier wird willkürlich der Rotstift in allen möglichen Bereichen angesetzt, ohne ein langfristiges, nachhaltiges Gegenkonzept anzubieten. Womöglich, weil man es nie für nötig befunden hat, überhaupt eines zu entwickeln. Ein Armutszeugnis für die Stadtverwaltung, die bei Einsparmöglichkeiten in eigener Sache nur halbherzig vorgeht und dort nur zögerlich bzw. kaum sparen möchte.

Richtig ist, dass das Kunstmuseum mitsamt seiner Sammlung, ist es erst einmal geschlossen, unwiederbringlich verschwunden ist und sich zu einem späteren Zeitpunkt nur schwerlich (nur unter erneutem enormen finanziellem und organisatorischen Aufwand) wiederherstellen lässt.

 

Welche Potentiale gibt es?

  • Zunächst einmal die Eintrittspreise für Sonderausstellungen zu erhöhen, zumal sie mit zusätzlichem Aufwand verbunden sind. Hier im Voraus von Besucherrückgang auszugehen ist lediglich eine Vermutung, für die jedoch ein Nachweis erbracht werden muss, bevor man derartiges annimmt. Sonst lässt sich jedenfalls nicht sachlich über das Thema diskutieren.
  • Das Angebot für Schüler, Schulklassen und auch Erwachsene kostenpflichtig zu erweitern. Somit ließen sich weitere Einnahmequellen generieren und das Kunstmuseum müsste sich nicht allein nur auf seine eingenommen Eintrittsgelder für Ausstellungen verlassen. In meiner Heimatstadt haben sich bspw. Kunstpädagogen aus Schulen und Gymnasien sowie Künstler zusammengetan und eine "Kunstwerkstatt" als gemeinnützigen Verein gegründet. Dort werden Dienstags und Donnerstags diverse Dauerkurse angeboten, z.B. Gestaltungslehre, Portrait, Fotografie oder Objektzeichnen. Für diese Kurse wurde eine monatliche Gebühr erhoben, für Schüler gabs Ermäßigungen. Dieses Angebot wurde mit Wochenendseminaren oder Sonderkursen ergänzt, z.B. "Druckgrafik" oder "Ölmalerei", "Papierschöpfen", "Kalligrafie" oder "Bildhauerei". Hierfür wurden gesonderte Kursgebühren erhoben (30 bis 55,- EUR, je nach Materialaufwand). Für all jene die an möglichen weiterführenden Konzepten für Kunstinstitutionen interessiert sind hier mal der Link zur Kunstwerkstatt: http://www.kunstwerkstatt-rudolstadt.de/kunstwerkstatt+rudolstadt+e.v./i... - Vielleicht ließe sich derartiges auch im Kunstmuseum Mülheim noch stärker integrieren? Besteht denn seitens der Mülheimer Künstler und ggf. Kunstpädagogen Interesse daran, ihr Wissen kostengünstig oder sogar kostenlos an andere weiterzugeben? Ich denke schon.
  • Daraus resultieren die Fragen: Hat das Kunstmuseum nötige Räumlichkeiten dafür zur Verfügung? Für einen Kurs mit 15 Teilnehmern braucht es maximal einen Raum von 70 qm, für einige Kurse vielleicht noch weniger (z.B. wenn man Fotografie anbietet). Wie ließen sich ggf. nötige Ausstattungen beschaffen (z.B. über Sachspenden etc.)? Eine Grundauusstattung hat das Museum ja sicher bereits vorzuweisen, da es ja schon jetzt Kurse für Kinder anbietet. Hier müsste statt abzuspecken eher ausgebaut werden, um einen noch größeren Nutzen für Interessenten zu erzielen.
  • Und welchen Nutzen könnten derartige Kurse haben, sprich: wie lassen sie sich "verkaufen"? In der Nachbarschaft haben wir die Folkwang Universität, an welcher man 4 Studiengänge im Bereich Design/ Gestaltung/ Fotografie belegen kann. Dazu kommt die größte Uni NRWs, die FH Dortmund mit den Fachbereichen Design und Architektur. Ich wurde schon oft gefragt, wie denn Bewerbungsmappen für solche Studiengänge auszusehen haben. Scheinbar scheint hier ein Bedarf zu bestehen, der bisher nicht gedeckt wird und bspw. über sogenannte "Mappenkurse" ins Angebot einfließen und abgedeckt werden könnte. Zudem haben Kinder aber auch viele Erwachsene und Rentner , Interesse daran, sich in ihrer freien zeit oder "auf ihre alten Tage" künstlerisch auszudrücken bzw. sich künstlerisch auszutauschen. Was spricht also dagegen, diesen Bedarf, abzudecken und dafür Gebühren zu nehmen? Das wäre für viele Eltern und Schüler auch eine Investition in die Zukunft.

 

Bevor über eine Schließung eines traditionsreichen Kunstmuseums diskutiert wird, muss erst einmal alles für dessen Erhalt getan werden. Hierzu gehören zukunftsfähige Konzepte, deren Entwicklung man jedoch lieber in die Hände von Experten gibt. Diese Konzepte sind nach dem trial-and-error Prinzip zu versuchen. Erst wenn all dies nicht den nötigen Effekt gebracht hat, kann man vorsichtig über eine mögliche Schließung nachdenken. Von Seiten der Stadt wurde aber bisher nichts getan (außer zugezahlt und jetzt weggespart), d.h. ich kann nicht erkennen, dass sie um alternative und nachhaltige Konzepte bemüht war oder ist. Schon allein deshalb ist die Schließung, nur aufgrund von plötzlich eingetretenen "Sachzwängen" (die man seit Jahren kennt!) absolut indiskutabel. Es darf nicht so getan werden, als hätte man jahrelang nichts davon gewusst, dass man sparen müsse und nun soll in einer panischen und undurchdachten Hauruck-Aktion alles unter den Hammer kommen, was nicht niet- und nagelfest ist.

 

 

Kunstmuseum

Kreativwirtschaft?

Die Wirtschaftsförderung der Stadt (Herr Schnitzmeier) bemüht sich seit einigen Jahren um die Ansiedlung von sog. Kreativwirtschaft. Games-Factory, Designern, Architekten, usw. sogar Künstlern wird zugetraut, das Image einer Stadt aufzubessern und Geld in die Kassen zu spülen (warum sollte man das sonst wollen?)

Der Anteil der Baubranche an der Wirtschaft in Deutschland beträgt 5 %. Niemand wird behaupten, dass die Baubranche, unwichtig ist. Der Anteil der Kreativwirtschaft beträgt 4%.  Das sagte Herr Schnitzmeier beim letzten Treffen der Kreativen Klasse Ruhr am 18.Februar 2010. Man möchte ein Programm Kreative Klasse Ruhr 2010 für September erstellen, die „Local Hero“- Woche einrahmend, in dem sich die Kreativen Kräfte der Stadt Mülheim darstellen und der Öffentlichkeit präsentieren

Welchen Sinn macht es, wenn die Verwaltung das Kunstmuseum schließt und die Wirtschaftsförderung um die Darstellung des kreativen Potenzials der Stadt bemüht ist? Gerne mehr davon ansiedeln möchte! Was sollen die denn in einer Stadt, die noch nicht mal ein Kunstmuseum hätte? Sollen die sich hier gut aufgehoben fühlen? Sollen wir es?

In der Verwaltung weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut!  

Da das Museum, das in städtischem Besitz ist, dennoch Mietkosten von über 400 000€ !an den Mülheimer Immobilien-Service zahlen muss, Personalkosten in ähnlicher Höhe auch nicht wegfallen, sondern nur verschoben würden, die Sammlungsbestände irgendwo anders kostenträchtig untergebracht werden müssten, gibt es real keine Einsparung am Museum, sondern nur einen beträchtlichen ideellen Verlust.

Wenn die Rechnung am Beispiel des Museums schon nicht stimmt, was ist dann mit den anderen Einsparungsposten??? Ein Verschiebebahnhof?

Dagegen

Alle, die hier schreiben: "schließen" (aus welchen Gründen auch immer) gehören wahrscheinlich zu den Bedauernswerten, denen Kunst weder durch ihre Eltern noch durch die Schule nahegebracht wurde. Genau das gilt es zu verhindern, denn:

"Kunst ist relativ zwecklos und absolut sinnvoll." © Peter Horton, (*1941)

Vielleicht könnte die Museumsleitung mal darüber nachdenken, wie man mehr Besucher anzieht und die Schwellenangst abbaut, die offensichtlich allzu viele von Besuchen abhält. Ich habe Bekannte, die Fördermitglied im Folkwang-Museum sind, weil es dort öfter Veranstaltungen gibt, etwa mit Musikern. Wäre hier vielleicht mehr Zusammenarbeit förderlich?

Oh nein, ich gehe gerne in

Oh nein, ich gehe gerne in Ausstellungen. Aber ich sehe auch die Relationen realistisch. Was nutzt einer kommenden Generation ein Kunstmuseum, wenn die Stadt es sich nicht mehr leisten kann?

Die Einnahmen sind ja wohl derart gering, dass sie keiner Erwähnung bedürfen.

Es ist doch in Wahrheit nicht die Frage, ob wir uns das Museum leisten können. Wir konnten es in Wahrheit noch nie wirklich. Die Stadt ist pleite und das Geld für das Museum hatte sie noch nie, denn Schulden sind ja nichts neues für Mülheim. Es ist an der Zeit auch bei der Kultur tüchtig zu streichen. Beim Sport scheint die Einsicht ja durchaus schon zu reifen (siehe Naturbad).

Aufgepasst liebe Lobbyarbeiter: Denn alles zu verteidigen, wird nur dazu führen am Ende alles zu verlieren.

Einseitigkeit hilft auch nicht weiter

Sorry für die kurze Off-Topic: Aber das Naturbad hat für mich vielmehr etwas mit Erholung und Freizeit für den Normalbüger zu tun, sprich für Familien und diejenigen, die an Freibaden Freude haben, also die breite Öffentlichkeit. In Sachen Schließung im Bereich Sportbad wird hier im Forum keineswegs Einsicht gezeigt, ganz im Gegenteil, und dass obwohl das besagte Bad mit den dreifachen Kosten zu Buche schlägt. So langsam geht mir diese Schleichwerbung in fast jedem Themenbereich für das FW-Bad beträchtlich auf den Kranz. Bleiben Sie doch bitte beim Thema. Die Frage ist langsam, WER hier wirklich Lobbyarbeit betreibt und die Augen vor realistischen Zahlen verschließt, ohne vor der eigenen Haustüre kehren zu wollen. Ich finde es zudem impertinent, hier irgendwem Lobbyarbeit vorzuwerfen, zumal sich die Museumsleitung an dieser Diskussion hier gar nicht beteiligen darf. Gilt dieser Maulkorb denn auch für die zahlreichen Vereine und deren Mitglieder, die hier lauthals nach dem Erhalt des FW-Bades krähen? Das bezweifle ich. Zum Glück dient dieses Forum "lediglich" der Diskussion und zum Finden von Lösungsmöglichkeiten und nicht als Abstimmungsgremium.

Mag sein, dass Ihnen andere Dinge wichtiger sind als Kultur, und natürlich haben Sie recht, dass sich eine Stadt ein Museum in der Regel nicht "leisten" kann, besonders in finanziell harten Zeiten. Doch stellen Sie sich bitte einmal das Stadtbild Mülheims vor ohne all die bis jetzt getätigten "freiwilligen Leistungen", würde man nur danach gehen, was man sich wirklich leisten kann: nicht nur der Bereich Kultur, sondern auch Sport, Jugend und Soziales wären davon betroffen. Ohne kulturelle Anreize und Anreize zur Freizeitgestaltung stirbt eine Stadt langfristig aus, was wiederum weitere Kettenreaktionen nach sich zieht: Wegzug der Menschen, Abzug von Unternehmen und Wirtschaft, verödetes Stadtbild, kein aktives Miteinander der Bürger etc. Da kann man sich dann auch die noch so tollste Infrastruktur getrost an die Backe schmieren, wenn niemand mehr da ist, von dem sie gebraucht wird.

Man darf bei dieser ganzen Diskussion über die komplette Haushalslage um Himmels Willen nicht die Dinge mit Kurzsichtigkeit und Scheuklappen betrachten. Das wird dann nämlich richtig teuer am Ende, und viele Rechnungen, die man sich vorher so schön zurecht gelegt hatte, gehen plötzlich nicht mehr auf (z.B. Spekulationen über mehr Touristikeinnahmen - Was soll ein Tourist bitte in Mülheim, wenn alles weggekürzt wurde? Bei Tedi und Kick einkaufen?

Falsche Reihenfolge

Wer für Kultur und Bildung kein Geld mehr hat, ist richtig arm. Die Stadt Mülheim stellt sich ein Armutszeugnis aus, wenn sie meint, das Museum und das Tersteegenhaus aufgeben zu müssen. Das würde heißen, die Stadt gibt sich selber auf, hat keinen Charakter mehr, keine Berechtigung, sich als eigenständige Gemeinde zu verstehen. Soll Mülheim ein Vorort werden von Essen oder Duisburg? Dann bitte auch die ganze Verwaltung und den Rat der Stadt auflösen! Ist die Stadt wirklich so tief gesunken? Ich kann es kaum glauben angesichts der vielen Millionen, die man derzeit im Untergrund verbuddelt. Da ist eine Million für das eigentliche Gesicht der Stadt, von dem auch unser Nachwuchs ganz entscheidend mit geprägt wird, nicht mehr aufzutreiben? Klar, dass die Stadt sparen muss, aber bevor man sich aufgibt, sollte man doch erst einmal prüfen, wo man Geld locker machen kann. Gibt es in Mülheim nicht reiche Mäzene, z.B. einen der 10 reichsten Männer der Welt, der sich vielleicht darüber freuen kann, wenn eine Stiftung seinen Namen trägt?

dagegen

Es gibt Bereiche im gesellschaftlichen Zusammenleben, die nicht privatisiert werden dürfen. Hierzu gehören m.E. Bildung, Kunst und Kultur; also Schulen, Museen und kulturelle Einrichtungen (wie Theater, Konzertsäle, Sportanlagen usw.). Sie verbessern die Lebensqualität, verhelfen zu Tolleranz und Kritikfähigkeit und zu verbessertem Zusammenleben in Frieden. Jede Stadt hat die moralische und ethische Aufgabe, diese Bereiche zu fördern, zu erweitern und zu optimieren! - Abgesehen davon, dass es wohl keine Privatperson, keinen "Dritten", in Mülheim geben wird, der bereit wäre, das Kunstmuseum zu finanzieren, würde eine Privatisierung notgedrungen zu Einseitigkeit und Zweckgebundenheit führen, im schlimmsten Fall zu Profitdenken und zur Imageaufbesserung eines Einzelnen verleiten und wäre, in jedem Fall, kurzsichtig und -sagen wir es doch mal ehrlich!- auch eine Blamage, ein Armutszeugnis, für eine Stadt wie Mülheim, die schon ein gut aufgestelltes Kunstmuseum, ein bekanntes Theater, eine national und international besuchte Stadthalle usw. hat! - Das Kunstmuseum (und alle anderen genannten Institutionen) müssen kommunal weitergeführt werden, auch in Krisenzeiten, gerade in Krisenzeiten! Die Stadt ist - für seine Bürger und deren Zusammenleben in Frieden! - in der Verpflichtung, in diese Institutionen zu investieren, sie auszuweiten und zu optimieren. - Die Einsparsumme, die die Privatisierung oder gar Schließung des Kunstmuseums in der Alten Post mit sich bringen soll, ist m.E. an den Haaren herbeigezogen und in jedem Fall zu überprüfen. Das Gebäude der Alten Post, das unter Denkmalschutz steht, gehört der Stadt. Diese zahlt dafür Miete an den Immobilienservice, der auch städtisch ist; sie bezahlt die Miete daher an sich selbst. Bei dieser "Miete" handelt es sich also scheinbar nicht um tatsächlich fließendes Geld, sondern um eine stadtinterne Verbuchungsgeschichte. Ihre Einsparung würde zwar einen Eingangsverlust beim Immobilienservice bedeuten, würde andererseits aber nicht mehr als Ausgabe der Stadt zu Buche schlagen; was für mich heißt: sie würde sich nivellieren. - Hier wäre eine kritische Anfrage an Verwaltungstechniker wohl angebracht! - Die Personalkosten können nicht eingespart werden, da die Stadt niemand in die Arbeitslosigkeit entlassen darf. Daher halte ich die angedachte Einsparsumme bei der Aufgabe der städtischen Trägerschaft des Kunstmuseums in der Alten Post für Augenwischerei. - Aber nicht nur diese zu überprüfenden (!) Ungereimtheiten der Einsparsumme sondern vor allem die Wichtigkeit für Lebensqualität, für Tolleranz und Frieden lassen mich für den Erhalt des gut aufgestellten Mülheimer Kunstmuseums, das eine hervorragende pädagogische und kulturelle Arbeit leistet, plädieren! - Imre Videk

Es muss ja nicht gleich

Es muss ja nicht gleich privatisiert werden. Wegen der wenigen Besucher und der faktisch nicht vorhandenen Einnahmen, kann es aber in Zukunft komplett ehrenamtlich betrieben werden. Das ist ein Ausweg auf dem Dilemma und sollte auch diejenigen zufrieden stellen, die es erhalten wollen.

Wenn die Fans selbst aktiv

Wenn die Fans selbst aktiv werden, ist das doch die beste Variante.

Ehrenamt schon längst Realität

Zu einem großen Teil ist meines Wissens ehrenamtliche Tätigkeit im Kunstmuseum doch schon längst der Fall! Beispielsweise wird der Museumsshop komplett ehrenamtlich betrieben. Und der generiert u.a. Einnahmen.

Im Kunstmuseum wurden und werden viele wichtige und oft auch kostenfreie Events für die BürgerInnen der Stadt Mülheim geboten, sei dies nun vor allem für Kinder (einige Eltern rufen zwar lautstark nach besserer und bezahlbarer Bildung, aber der Erhalt des Museums ist ihnen egal - das ist ein fataler Widerspruch), oder spezielle Veranstaltungen für ältere Menschen (Kunst & Kaffee), Menschen mit Behinderungen und nicht zu vergessen die nicht geringe Zahl der BürgerInnen mit Migrationshintergrund. Dies sind wichtige und richtige Maßnahmen, die allen BürgerInnen Mülheims zugute kommen. Man muss das Angebot eben nur annehmen, denn alles Gezetere um das sinkende Bildungsniveau der Kinder, um die zunehmende Perspektivlosigkeit junger Menschen oder die wachsende Ausgrenzung älterer Menschen ist leeres Geschwätz, wenn man sich gleichzeitig für die Streichung solcher Angebote einsetzt und sie befürwortet. Und auch diejenigen, die vielleicht keine "Fans" der Kunst sind, mögen doch bitte nicht so asozial sein, nur an ihre eigenen Interessen zu denken, denn für viele Menschen sind diese (oft kostenfreien!) Angebote sehr wichtig und wirken sich positiv auf das Miteinander in unserer Stadt aus: Hier wird auf höchstem Niveau Wissen an Generationen weitergegeben, und das oft zum Nulltarif!

Es geht hier also nicht darum, dass sich ein paar Kunstinteressierte auf Kosten der Stadt die Taschen vollhauen wollen! Das Kunstmuseum gibt sehr viel an seine BürgerInnen, Kinder und Rentner zurück, auch wenn das Angebot künftig vielleicht noch etwas ausgebaut werden könnte.

 

Worauf es bei diesem Sparvorschlag ankommt:  Bitte versuchen, die erweiterte Stellungnahme zu begreifen!

Ich bitte auch nocheinmal alle, die hier laut für "Schließung" plädieren, sich die erweiterte Stellungnahme ganz oben auf der Zunge zergehen zu lassen und zu begreifen, was das eigentlich bedeutet! Die Gelder vom Land für den Erhalt des Museums wurden von der Stadt dankbar kassiert, daraufhin will sich die Stadt Mülheim nun aber aus der finanziellen Verantwortung ziehen. Ein Konzept zum Erhalt bietet sie hingegen keines, es gilt nur eines: das Kunstmuseum kann aus finanziellen Gründen unter keinen Umständen geschlossen werden, weil sonst die Stadt sämtliche Landeszuschüsse plus Zinsen zurückzahlen muss. Das heißt im Klartext: Wer hier für den Rückzug der Stadt aus der Trägerschaft stimmt, stimmt zwangsläufig für die Rückzahlung der geflossenen Landeszuschüsse! Denn ohne die Stadt in der Trägerschaft wird sich das Museum nicht halten können - die Schließung wäre eine zwangsmäßige Folge. Spinnt man den Faden weiter, bedeutet dies: wer für die Aufgabe der Trägerschaft stimmt (und damit für die Aufgabe des Museums), der stimmt für eine weitere Verschuldung der Stadt. Absurderweise ist die Stadtverwaltung selbst auf diese vermeintliche Spaaridee gekommen - wohl in einem geistig schwachen Moment des Dämmerzustandes. Auf wessen Kosten diese Neuverschuldung ausgetragen wird, muss ich wohl niemandem vorhersagen. Die Rückzahlung dieser Landeszuschüsse könnte sogar zum völligen finanziellen Zusammenbruch führen und Mülheim den letzten Dolchstoß versetzen, obwohl ausgerechnet dieser Kollaps durch die Haushaltsdebatte verhindert werden sollte.

Gäbe es eine entsprechende Rubrik, so müsste dieser Sparvorschlag sofort in die Rubrik "Sparvorschlag mit weiteren Verschuldungsmöglichkeiten" verschoben werden.

 

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Trotzdem noch ein paar Fragen an das Haushaltsforum/ die Stadtverwaltung:

Nach neuestem Erkenntnisstand (laut erweiterter Stellungnahme) kommt die Schließung des Kunstmuseums ja überhaupt nicht mehr in Frage, da Mülheim ansonsten für die Nichterfüllung des Zweckvertrages mit 25 Jahren Laufzeit alle geflossenen Fördermittel des Landes plus Zinsen auf einen Schlag zurückzahlen müsste, wozu Mülheim finanziell überhaupt nicht in der Lage wäre. Mit einer Schließung würde aus dem vermeintlichen Sparvorschlag eine sofortige Pleitenummer der Stadt. Das heißt im Klartext: um die Rückzahlung dieser Fördermittel zu verhindern, muss die Stadt eigentlich alles tun, um das Museum am Leben zu erhalten.

Nun meine Fragen: Wie stellt sich die Stadtverwaltung den weiteren Erhalt/ Betrieb des Museums vor, wenn sie die Trägerschaft komplett aufgibt? Wie sollen bspw. die Mietkosten an die ISS (an sich selber) ab 2013 durch das Museum aufgefangen und gedeckt werden? Selbst wenn das Museum seine Einnahmen verdreifachte, bezweifle ich, dass diese ausreichen würden, um allein die Mietkosten zu decken? Wie sieht der "Plan B" der Stadt aus, oder gibt es gar keinen? Wie stellt sich die Stadt Mülheim das Kunstmuseum nach 2013 konkret vor? Will sich hier die Stadt einfach nur aus der finanziellen Verantwortung ziehen, ohne jegliches Konzept? Soll das Kunstmuseum dann an einen künstlichen Tropf gehangen werden, sodass es nach außen (Landesregierung) den Anschein hat, als sei es nicht geschlossen, aber in Wirklichkeit ist dann keinerlei Geld mehr für Ausstellungen und Kurse vorhanden? Wird das Kunstmuseum dann lediglich zu einem Archivort für Kunst degradiert, der für die Öffentlichkeit verschlossen bleiben muss? Laut Definition sind Museen Institutionen, die Sammlungen bedeutsamer und lehrreicher Gegenstände für die Öffentlichkeit nicht nur  aufbewahrt, kategorisiert und erforscht, sondern auch Teile davon ausstellt. Meint die Stadtverwaltung ernsthaft, dass das Land sich ein Archiv für ein Museum verkaufen lässt?

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die Antwort finden Sie als ergänzende Stellungnahme der Verwaltung im Maßnahmentext.

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Mehr als tausend Worte

Tucholsky stellte 1926 fest: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das Bild, das eine Stadt abgibt, die sich dafür hergibt, die Begegnung mit bildender Kunst zu liquidieren, sagt mehr als tausend Worte.