Holzsammelschein

Holzsammelschein

Eingangsdatum: 
7. März 2010 16:44 Uhr
Text des eingegangenen Vorschlags: 

Bereits seit Jahren stelle ich bei Wanderungen in den Mülheimer Wäldern eine Menge Totholz und dergleichen fest. Viele Bürger welche, einen Kaminofen haben, würden sicherlich gerne dieses Holz sammeln und nutzen. Dazu könnte die Försterei einen Holzsammelschein für eine gewisse Menge Holz mit einer festzulegenden Gebühr ausstellen.

Damit könnte man auch Schäden durch den (?)Borkenkäfer, welcher sich im Totholz vermehrt und anschließend gesunde Bäume schädigt vermeiden. Ein Naturwald muß auch nicht so aussehen wie schon seit Jahren im oberen Rumbachtal. Verstärkt wird das durch die gerade abgeholzten Bäume (vielleiht entfarnt man diese ja noch)

Würde gerne ein Ergebnis hören oder sehen.

Einnahmen ca. 300 Bürger x 50 Euro = 15.000 Euro pro Jahr - oder auch mehr?

Heinrich Kaiser

Stellungnahme der Verwaltung: 

Aus Sicht der Waldbewirtschaftung ist die Holzentnahme aus dem Wald bei Ausgabe von Holzsammelscheinen wirtschaftlich nicht sinnvoll und wäre auch nicht mehr zu kontrollieren. Die Tätigkeit spielt sich in der Regel am Wochenende, späten Nachmittag oder Abend ab, d.h. zu Zeiten, in denen der Wald intensiv zur Erholung genutzt wird. Da zum Abtransport des Holzes Kraftfahrzeuge benutzt würden, ist ein Konflikt mit den anderen Waldnutzern vorprogrammiert. Der Verwaltungsaufwand für Kontrolle und Verbuchung wäre erheblich. Die skizzierte Einnahme ist sicher zu hoch angesetzt, da die übliche Gebühr z.B. in Süddeutschland bei ca. 10-20 Euro liegt, jedoch zuzüglich der Bezahlung der entnommenen Holzmenge, die jeweils gesondert aufzumessen wäre (Verwaltungsaufwand). Für den abgebenden Forstbetrieb keine lohnende Einnahme und nur dann zu rechtfertigen, wenn diese Schwachholzsortimente anderweitig nicht abgesetzt werden können. Das ist in Mülheim nicht der Fall. Das verwertbare Holz wird bei geringem logistischen Aufwand zur Herstellung von Holzhackschnitzeln verwendet.

Jeder Mülheimer Bürger kann bei der Forstverwaltung zum Preis von 65 Euro pro Raummeter inklusive Anlieferung Kaminholz erwerben. Probleme das Holz abzusetzen gibt es nicht.

Zudem verstößt eine derartige Verwertung von Restholz gegen die Richtlinien von Naturland und FSC, nach denen der Mülheimer Wald zertifiziert ist. "Totholz" wird durch eine Vielzahl von Organismen genutzt, die sich an diesen Lebensraum angepasst haben. Je nach Holzart und Stand des Verfallsprozesses sind etwa 600 Großpilzarten und rund 1350 Käferarten an der vollständigen Zersetzung eines Holzkörpers beteiligt. Zwischen Pilzen und Insekten bestehen unterschiedlichste Abhängigkeiten. Insekten übertragen Pilzsporen auf den Holzkörper, die Pilze können wiederum Nahrungsquelle und Teillebensraum für Insekten sein. Dies führt dazu, dass jeder "Totholztyp" (ob liegend oder stehend, Stamm-Kronenholz oder Holzart), über seine eigene Flora und Fauna verfügt. Viele Tiere und Pflanzen, die auf "Totholz" angewiesen sind, stehen auf der "Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten". Diese Arten sind in ihrer Lebensweise hochgradig auf bestimmte Zerfalls- und Zersetzungsphasen von Holz angewiesen. Pilze, Flechten, Moose, Farne und viele Insektenarten, wie etwa Ameisen, Hautflügler und Schmetterlinge finden hier ihren Lebensraum. Die Bedeutung des "Totholzes" ist auch in Mülheim besonders gut mit dem Vorkommen von Käfern zu belegen. So leben rund 25 Prozent aller in der Bundesrepublik Deutschland vorkommenden Käferarten am Holz verschiedener Zerfallsstadien. Viele dieser Käfer gehören zu den bedrohten Arten. Viele dieser Arten zeigen spezielle Ansprüche hinsichtlich ihres Lebensraumes. Als herausragender Käfer für den Mülheimer Wald ist der Hirschkäfer zu nennen, der vorwiegend Laubgehölze bevorzugt. Hier ist seit Änderung des Waldbewirtschaftungskonzeptes im Jahr 1990 eine erhebliche Zunahme zu verzeichnen.

Der Sparvorschlag ist rechtlich nicht zulässig.